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MÜNCHNER PIETÄT
Ein Schülerpraktikum bei der Münchner Pietät

Vor einiger Zeit klingelte bei uns das Telefon und eine sympathische, junge, weibliche Stimme sagte „Grüß Gott. Ich muss ein einwöchiges Schülerpraktikum für die Schule machen. Und ich würde so ein Praktikum gerne bei Ihnen machen.“ Ein Praktikum bei uns als Bestatter? In unserem Bestattungsunternehmen? Bei der Münchner Pietät? Wir waren anfangs etwas irritiert, dass sich ein junger Mensch dafür interessieren könnte, wie es bei uns so zugeht, was man als Bestattungsfachkraft alles macht und ob wir so ein junges Mädchen nicht damit überfordern.Nachdem wir uns aber dafür entschieden hatten, dass wir uns gerne für das Schülerpraktikum zur Verfügung stellen, baten wir Mimi zu einem Kennenlerngespräch, damit wir darüber sprechen konnten, was sie sich erhofft und erwartet und was wir ihr bieten können.

Warum möchte ich ein Praktikum bei einem Bestatter machen?

 

Diese Frage stellten wir natürlich auch Mimi. Und sie antwortete „Ich bin neugierig auf das, was hier passiert. Außerdem will ich kein Praktikum als typische Verkäuferin oder nur im Büro machen. Ich möchte etwas Neues, etwas Anderes machen, wie die andren Schüler im Praktikum. Schließlich ist es die andere Seite des Lebens und nicht jeder kann diese Erfahrung machen.“

 

Letztendlich bekamen wir sogar noch einen zweiten Schülerpraktikanten für das Praktikum bei uns. Jacob. Auch er hatte sich für das Praktikum bei einem Bestatter entschieden, weil es zum Leben dazugehört und spannend ist. Und das, obwohl er als kleines Kind doch immer Angst vor dem Tod hatte. Aber er hatte sich in den letzten Jahren damit beschäftigt und findet den Tod mittlerweile interessant, wie er uns erklärte.

Ist bei einem Bestatter alles dunkel und düster?

Beide stellten an ihrem ersten Besuch bei der Münchner Pietät fest, dass es hier freundlich und nett aussieht. Sie waren erstaunt, denn sie dachten alles wäre schwarz und traurig in einem Bestattungsunternehmen. Aber nein, es war hell und farbig. Und es gefiel beiden, dass es fröhlicher und heller sein darf, wenn es um den Tod und eine Beerdigung geht.
Wie stellt man sich eine Tätigkeit als Bestatter vor?
Gerade Mimi dachte sich, dass sie wahrscheinlich nur den ganzen Tag im Büro sitzt, Telefonate entgegennimmt, ein bisschen Schreibarbeit macht. Aber weit gefehlt. Natürlich waren sie auch immer wieder im Büro der Münchner Pietät während des einwöchigen Praktikums. Als erstes bekamen beide Praktikanten gezeigt, was alles in einem Bestattungsunternehmen zu finden ist. Sie sahen Dekorationen, verschiedene Särge und Urnen, Blumenkränze, Kissen, Decken, die letzte Kleidung für den Verstorbenen. Sie lernten, wie man die Kissen für den Sarg macht und passend füllt. Welche Farben man nimmt und wie man Schleifen bindet.

Sie nahmen von sich selber Fingerabdrücke und bekamen erklärt, was man damit jetzt alles machen kann. Dass ein Erinnerungsschmuck häufig gekauft wird, damit man den Fingerabdruck des geliebten Menschen immer bei sich tragen kann. Und dass man solch einen Erinnerungsschmuck natürlich auch machen kann als noch lebender Mensch für seine Kinder, seinen Partner oder enge Freunde. Möglichkeiten gibt es sehr viele. Mimi war erstaunt gewesen, dass das alles mittlerweile so einfach geht. Dass man auch von einem verstorbenen Menschen ohne Probleme den Fingerabdruck nehmen kann.

Sieht man auch richtige Leichen während des Praktikums?

 

Unser Mikel fuhr mit Mimi und Jacob in die Rechtsmedizin. Dort sahen beide dann mehrere Leichen. Gerade die eine Bahnleiche, die beide zu sehen bekamen, war sehr ungewohnt für sie. Der Geruch war sehr intensiv und auch das viele Blut und der entleerte Darminhalt war gewöhnungsbedürftig. Aber glücklicherweise gab es ja auch Leichen, die eines natürlichen Todes gestorben waren. Sie sahen die Kühlräume, wo die Leichen aufbewahrt werden und konnten zuschauen, wie eine Leiche gewaschen und angezogen wird. Es war eine interessante Erfahrung, wie das alles gemacht wird. Dabei hatte gerade Jacobs Mama vorher zu ihm gesagt  „Ich weiß nicht, ob du das alles sehen willst.“

 

Schon am nächsten Tag holten sie mit Mikel die Leiche eines Verstorbenen aus dem Krankenhaus ab. Und sie halfen ihm dann dabei, die Leiche mit seiner letzten Kleidung anzuziehen. Natürlich war das ein neues Gefühl, aber es hat sie nicht abgeschreckt, weiterzumachen. Danach brachten sie gemeinsam den Verstorbenen in die Kühlräume und meldeten ihn beim KVR in München ab.

Erlebt man auch eine Trauerfeier, wenn man ein Praktikum als Bestattungsfachkraft bei einem Bestatter macht?

 

Mimi und Jacob hatten Glück, denn es fand sogar eine ganz private und persönliche Abschiednahme oder Trauerfeier in unseren eigenen Räumen statt. Natürlich wurde vorher und nachher noch einmal ordentlich geputzt und dann schön dekoriert, als der Sarg bereits an seinem Platz stand, den man vorher aus den Kühlräumen wieder geholt hatte. Sie cremten noch einmal die Hände und das Gesicht ein, und waren schon sehr gespannt, wie das so wird. Es wurden Kerzen angezündet und vom Caterer Essen für die ganzen, später anwesenden Angehörigen gebracht. Die Tochter des Verstorbenen hielt eine kurze Rede und auch die Enkelin erzählte Mimi viele Geschichten vom Opa. Mimi war sehr berührt gewesen und fand dieses Umgehen einfach nur sehr schön. Sie hatte doch auch noch nie erlebt, dass man gleichzeitig über eine gestorbene Person redet und nebenbei auch isst und trinkt. Es wurde während der Trauerfeier noch einmal der Sarg geöffnet und es wurden Blumen, Opas Parfüm, Briefe und auch ein paar Pinsel hineingelegt, denn er hatte sehr gerne und viel gemalt. „Das war sehr emotional und schön. Nicht wie in der Kirche.“ sagte Mimi danach. Auch Jacob empfand es genauso. Sogar für ihn war es sehr emotional gewesen, denn auch ihm sind fast die Tränen gekommen.

 

Muss der Bestatter bei diesen traurigen Momenten auch weinen?

 

Natürlich sind auch wir Bestatter gerührt und empfinden ein tiefes Mitgefühl für die Angehörigen. Einen geliebten Menschen zu verlieren ist immer schlimm und schmerzhaft. Selbstverständlich zeigen wir, dass auch uns dieser Verlust nahe geht. Aber es ist nicht unser eigener Verlust, daher laufen uns normalerweise auch keine Tränen die Wangen runter, wenn man uns erzählt, was passiert ist. Mancher Bestatter sagt dazu auch gerne „Man muss kalt bleiben und darf keine Tränen zeigen. Wenn man bei jedem Toten mitweint, kann man den Job nicht machen.“ Wir sind allerdings der Meinung, dass auch wir als Bestatter Emotionen zeigen dürfen. Und wenn uns während einer Trauerfeier die ein oder andere Träne die Wange runterläuft, dann ist das auch vollkommen in Ordnung.

 

Was hat euch am besten gefallen an dem Praktikum als Bestattungsfachkraft?

 

Jacob: „So etwas sieht man nicht jeden Tag. Es ist echt spannend und man weiß nie, was am Tag auf einen zukommt.“

Mimi: „Anfangs hatte ich Angst vor dem Tod und einer Leiche. Aber der normale Umgang damit fasziniert mich. Es ist immer spannend. Wie sieht die Leiche aus? Was passiert als nächstes? Ich finde es toll, dass die Bestatter so offen und normal damit umgehen.“

 

Würdet ihr noch einmal so ein Praktikum bei einem Bestatter machen? Könnt ihr es empfehlen?

 

Mimi fand es toll, dass sie so viele Fragen stellen konnte und alles miterleben durfte, was im Laufe eines Tages in einem Bestattungsunternehmen passiert. „Diese Erfahrung macht man halt nicht überall.“ sagte sie in meinem Interview nach dem Praktikum. Für sie gehört der Tod zum Leben und sie freut sich sehr darüber, dass sie das hier bei der Münchner Pietät kennenlernen durfte.

 

Obwohl Jacobs Freunde meinten, dass sie das niemals machen könnten, fanden sie es doch spannend und cool, was er immer davon erzählt hat. Er könnte sich auf jeden Fall, genau wie Mimi auch, vorstellen als Bestatter oder Bestattungsfachkraft, wie es richtig heißt, zu arbeiten. „Denn dieser Beruf macht Spaß und ist abwechslungsreich.“

Wir freuen uns sehr, dass unseren Praktikanten dieses Schülerpraktikum bei uns in der Münchner Pietät so gut gefallen hat. Auch für uns war das eine komplett neue Erfahrung und wir sind froh, dass wir genau diese beiden hier hatten. Und wer weiß, vielleicht werden sie ja auch einmal der Lehrling zur Bestattungsfachkraft bei uns? Wir können uns das auf jeden Fall vorstellen.

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